Geschichte

Der heutige Stadtfeuerwehrverband der Hansestadt Lübeck

Der vor 125 Jahren gegründete Stadtfeuerwehrverband der Hansestadt Lübeck, kurz StFV-Lübeck, vertritt die 22 Freiwilligen Feuerwehren der Hansestadt Lübeck. Hinzu kommt eine Werkfeuerwehr, der Löschzug-Gefahrgut und die derzeit 14 Jugendfeuerwehren der Hansestadt. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisiert der StFV-Lübeck die zentralen Ausbildungen der Feuerwehrmitglieder und vertritt die Interessen der Feuerwehren gegenüber der Stadtverwaltung und der Politk.      

Der Vorstand des Stadtfeuerwehrverbandes besteht aus dem Stadtwehrführer als Vorsitzenden, seinem Stellvertreter und vier Beisitzern. Die Vorstandsmitglieder sind ehrenamtlich tätig. Sie werden für die Dauer von sechs Jahren durch die Mitgliederversammlung gewählt. Hinzu kommt der erweiterte Vorstand, dem die Geschäfts- führung und Fachwarte aus verschiedenen FachbBereichen.

Die Entstehung des Stadtfeuerwehrverbandes und der Freiwilligen Feuerwehren

Heute wie auch in den vergangenen Jahrhunderten vernichten verheerende Feuer Menschenleben und das Hab und Gut der Bevölkerung.

Anfang des 19. Jahrhunderts dienten die Bürgerwehren und Bedienstete von Gutshöfen als Löschpersonal. Die Bürgerwehr wurde im Brandfall verstärkt durch Angehörige von bestimmten Berufsgruppen, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeiten besonders als Löschpersonal qualifiziert waren. Zu dieser Berufsgruppe gehörten die im Steigen an Bauten geübten Zimmerleute, sowie auch Ratsdiener als Ordnungspersonal.

Zur Verbesserung des Feuerlöschwesens führten die Erfahrungen bei Großbränden 1835 beim Brand des St. Annen-Armen- und Werkshauses, 1842 beim großen Hamburger Brand, bei dem von Lübeck aus die Löschmannschaften mit sechs Spritzen zur Hilfe kamen und 1849 der Brand des Hauses Ecke Königstraße  /Hüxstraße.

Nach einem Brand des Pächterhauses zu Padelügge im Jahre 1880 beantragte die Direktion des Lübecker Feuerversicherungsvereins der Landbewohner den Erlaß einer Ordnung des Feuerlöschwesens auf dem Lande. 1881 wurde diese Ordnung erlassen. Sie bestimmte, daß alle männlichen Bewohner vom 17. bis zum 60. Lebensjahr, sofern sie nicht besonders beurlaubt werden, in den einzelnen Ortschaften den Feuerwehrdienst wahrzunehmen haben.

In den Orten, in denen sich eine vom Polizeiamt für genügend erachtete Anzahl von Personen freiwillig zum Feuerwehrdienst meldeten, konnte von der Bildung einer Pflichtfeuerwehr abgesehen werden. Diesen freiwilligen Feuerwehren war es überlassen, sich eine Satzung und eine Dienstordnung zu geben, die vom Polizeiamt als gut befunden werden mußte.

Aufgrund der Feuerlöschordnung entstanden in Lübeck die ersten freiwilligen Feuerwehren:

1881 wurden die freiwilligen Feuerwehren in Schlutup und Moisling gegründet. 1882 entstanden die Feuerwehren in Behlendorf, Reecke und in Schönböcken, 1883 in Niendorf, 1884 in Malkendorf, 1888 in Krempelsdorf und Nusse, sowie 1889 in Genin.

 

Als im Jahre 1889 der Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Schlutup, H.L. Dillner, die Wehren nach Lübeck zusammenruft, entsteht der „Verband der Freiwilligen Feuerwehren der Hansestadt Lübeck“. Neun Freiwillige Feuerwehren gründen mit 231 Männern den Feuerwehrverband in Lübeck. Bis zum Jahr 1914 hat sich die Anzahl der Freiwilligen Feuerwehren auf 15 mit 311 Männern erhöht.

Nach dem 1. Weltkrieg wurden in Lübeck weitere Freiwillige Feuerwehren gegründet. Alle Freiwillige Feuerwehren bildeten bis zum 1.4.1934 den „Verband der Freiwilligen Feuerwehren des Freistaates Lübeck“. Von diesem Tage an gehörte der Freistaat Lübeck zu Preußen, und die Lübecker Freiwilligen Feuerwehren wurden als „Löschzüge“ der Feuerlöschpolizei in Lübeck unterstellt.

Erst im Jahr 1948 erfolgte die Wiederherstellung des Feuerwehrverbandes als

„Kreisfeuerwehrverband Hansestadt Lübeck“. Durch die Einführung des Brandschutzgesetzes wurde der Feuerwehrverband 1964 in „Stadtfeuerwehrverband Hansestadt Lübeck“ umbenannt.

Seit der Gründungszeit wurde der Stadtfeuerwehrverband von folgenden Vorsitzenden geführt:

         1889 bis 1890 Hauptmann H.L. Dillner (Schlutup)

         1890 bis 1924 Hauptmann Heinrich Niemann (Schlutup)

         1924 bis 1937 Hauptmann Heinrich Ahrendt (Schlutup)

         1948 bis 1961 Kreisbrandmeister Heinrich Niemann (Kücknitz)

         1961 bis 1978 Stadtbrandmeister Hans Gaul (Israelsdorf)

         1978 bis 1995 Stadtbrandmeister Harry Feddern (Moisling)

         seit 1995         Stadtbrandmeister Detlef Radtke (FF-Israelsdorf)

– seit 2016 Stadtbrandmeister Sven Klempau (FF-Moisling)

Die Zusammenarbeit von Freiwilligen Feuerwehren und Berufsfeuerwehr in Lübeck  

Die Aufgaben der öffentlichen Feuerwehren regelt das Brandschutzgesetz. Freiwillige Feuerwehren und Berufsfeuerwehr sichern in Lübeck gemeinsam den Brandschutz. Sie arbeiten gemeinsam Brandeinsätze ab, führen Technische Hilfeleistungen aus und halten den Vorbeugenden Brandschutz. Hierzu zählen Objektkunde,  Brandschutzaufklärung und Brandschutzerziehung. Unter der Bezeichnung „Feuerwehr Lübeck“ arbeiten die Freiwilligen Feuerwehren und die Berufsfeuerwehr Lübeck so eng zusammen, dass die vielfältigen Aufgaben qualifiziert erledigt werden und die Haupt- oder Ehrenamtlichkeit kaum zu unterscheiden ist.

Die Zusammenarbeit ist 1978 aufgrund eines „Feuerwehrplans“ intensiviert worden. Heute regelt der überarbeitete Feuerwehrplan von 2001 den Brandschutz in Lübeck.

Hier übernahmen die Lübecker haupt- und ehrenamtlichen Feuerwehrleute eine bedeutsame Vorreiterrolle: Die Lübecker Berufsfeuerwehr war die erste in Norddeutschland, die die Zusammenarbeit intensivierte. Heute haben die Berufsfeuerwehren in Schleswig-Holstein mit dem oder einem ähnlichen Konzept nachgezogen.

Aber das war nicht immer so. Vor 1978 wurden die Freiwilligen Feuerwehren Lübecks damals nur in Einzelfällen und dann nur in den unmittelbaren Dorf- und Ortskernen über Sirenen alarmiert, während die Berufsfeuerwehr Einsätze im gesamten Stadtgebiet abwickelte. Die Berufsfeuerwehr rückte aus den Feuerwachen „Hansestraße“ und „Fleischhauerstraße“ aus.

Der damalige Innensenator Egon Hilpert forderte 1976 die Freiwilligen Feuerwehren und die Berufsfeuerwehr in Lübeck auf,  die Zusammenarbeit zu intensivieren und neue Alarmierungskonzepte zu entwickeln.

Die Freiwilligen Feuerwehren sollten mehr in den Brandschutz  und die Technische Hilfe einbezogen werden.

Die Vorstellung gingen soweit, dass die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren am Wochenende die Feuerwehrwachen in der Hansestraße und Fleischhauerstraße für 48 Stunden durch Bereitschaftsdienst verstärken sollten.

Die Freiwilligen Feuerwehren haben einer verstärkten Mitwirkung bei der Sicherstellung des Brandschutzes und der Technischen Hilfe zugesagt, unter der Bedingung, dass sie nicht zum Schichtdienst in die Wachen der Berufsfeuerwehr einziehen. Die Hansestadt Lübeck verpflichtete sich, die Ausrüstung für die Freiwilligen Feuerwehren zur Verfügung zu stellen.

In einem ersten Schritt wurde der Ausbildungsstand der Freiwilligen Feuerwehren angeglichen. Hierzu fanden regelmäßig Ausbildungen in den beiden Wachen der Berufsfeuerwehr statt. Die Ausbildung erstreckte sich in im Wesentlichen auf Fahrzeuge und Geräte, die bei der Freiwilligen Feuerwehr nicht vorhanden waren.

Sollten während der Ausbildung Einsätze der Berufsfeuerwehr erfolgen, nimmt die Gruppe der Freiwilligen Feuerwehr mit ihrem Fahrzeug an dem Einsatz teil.

Im Januar 1978 wurden dann Wochenendbereitschaft bei den Freiwilligen Feuerwehren eingeführt. Die Alarmbereitschaft erstreckte sich auf die Zeit von Freitagabend 18 Uhr bis Sonntagabend 18 Uhr.

Während dieser Zeit war eine Gruppe aus einer der 23 Freiwilligen Feuerwehren in ihrem Standort einsatzbereit und rückten zusammen mit der Berufsfeuerwehr zu allen Einsätzen im gesamten Stadtgebiet aus.  

Die Alarmbereitschaft wechselte innerhalb der 23 Wehren wöchentlich; dabei rückten die Freiwilligen Feuerwehren auf eigenen, ausdrücklichen Wunsch nicht in die Wachen der Berufsfeuerwehr ein.

1979 wurde die Wochenendbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren aufgehoben. Aufgrund von Einsatzerfahrungen wurde das Alarmierungskonzept überarbeitet. In dieser Zeit wurde mit der Planung zur Dezentralisierung der Berufsfeuerwehr begonnen, in dem mit dem Bau der der vier neuen Wachen begonnen wurde.

Das Stadtgebiet wurde jetzt in 23 Ausrückebezirke aufgeteilt. Die Ausrückebezirke beschränken sich für die Freiwilligen Feuerwehren nicht nur wie bisher auf die Dorf- und Ortskerne, sondern auf das gesamte Stadtgebiet.

Jede der heute 22 Freiwilligen Feuerwehren ist seit 1980 in einem der Ausrückebezirke zuständig, in Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr den Brandschutz zu sichern. Durch den Feuerwehrplan wurde der Brandschutz in der Hansestadt Lübeck verbessert.

Die Freiwilligen Feuerwehren werden seit dem zeitgleich mit der zugehörigen Wache der Berufsfeuerwehr alarmiert. Während bis 1990 die Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehr über Sirenen durchgeführt wurde, alarmiert heute ein Einsatzleitrechner über Funkmeldeempfänger. Jeder Feuerwehrmann, jede Feuerwehrfrau trägt einen Funkmeldeempfänger bei sich, und ist somit ständig alarmierbar.

Die große Anzahl von ehrenamtlichen Helfern garantiert, dass auch bei Ortsabwesenheit von einzelnen Personen andere Feuerwehrmitglieder verfügbar sind.

Der Stadtfeuerwehrverband und die Freiwilligen Feuerwehren heute

Der Stadtfeuerwehrverband Hansestadt Lübeck ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Der Verband wird durch einen 6 köpfigen Vorstand geführt, der für 6 Jahre gewählt wird. Der Vorsitzende und sein Vertreter sind Ehrenbeamte der Hansestadt Lübeck.

Die Freiwilligen Feuerwehren werden jährlich ca. 900 mal alarmiert. Neben dem Einsatzdienst gibt es Unterrichtsveranstaltungen und Einsatzübungen innerhalb der Wehren, um sich auf den Ernstfall vorzubereiten.

Die überörtliche Ausbildung erfolgt zusätzlich durch 50 ehrenamtliche Ausbilder des Stadtfeuerwehrverbandes. Neben den Pflichtlehrgängen Grundausbildung, Truppmann- und Truppführerausbildung, sowie Atemschutzausbildung, gibt es Lehrgänge für Maschinisten, Sprechfunker, Technische Hilfe und Gefahrgut. Es gibt Fortbildungen für Führungs- und Einsatzkräfte. Ständig wird die Ausbildung den Einsatzerfordernissen angepasst.

Die Freiwilligen Feuerwehren bieten mit ihrer Jugendarbeit Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung an. Der Nachwuchs wird über die Jugendfeuerwehren gesichert. Mittlerweile gibt es 14 Jugendfeuerwehren in Lübeck.

Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen wird durch Freiwillige Feuerwehren, mit dem Ziel, vorbeugend Brände zu verhüten, sowie über Verhaltensmaßnahmen im Schadensfall zu informieren.  

Der Stadtfeuerwehrverband Lübeck mit den Freiwilligen Feuerwehren bilden zusammen mit der Berufsfeuerwehr die Feuerwehr Lübeck, auf die sich die Bürgerinnen und Bürger in Lübeck verlassen können.

Entwicklung des Brandschutzes in Lübeck seit dem Mittelalter